Sternenkinder
Es ist immer besonders traurig für uns, wenn ein Tier aus unserem Tierheim verstirbt. Diesen Tieren zu Ehren haben wir die neue Rubrik Sternenkinder eingerichtet.
Wenn auch Sie Ihren Liebling verloren haben und das Andenken bewahren möchten, senden Sie uns Fotos und Text an:
Frosti kam als einer der sogenannten Frachterhunde zu uns.
Sein Zustand war nicht gut. Wir begannen mit dem Aufpäppeln und wie seine sieben Kumpel, mit denen er an Bord gelebt hatte, nahm er zu und machte den Eindruck, es ginge ihm gut.
Doch sein Zittern ließ uns keine Ruhe. Seine Besitzer hatten ihn deswegen auch Frosti genannt, denn sie waren der Meinung, er würde ständig frieren. Wir hielten dies für Unsinn und vermuteten eher eine erhöhte Sensibilität und organische Ursachen. Deshalb ließen wir ein großes Blutbild fertigen.
Die Werte waren niederschmetternd: alle weit außer der Norm. Doch Ultraschall und Röntgen ergaben keine Ursache. Unsere Tierärztin schickte uns zu einer Praxis, die noch über andere Diagnosemethoden verfügt. Aber auch dort nur wieder die Bestätigung: die Werte sind sehr schlecht, aber keine Ursache zu finden. Die Behandlungsversuche schlugen nicht an.
Wir fuhren mit Frosti deswegen sofort nach Berlin zur Uniklinik. Auch dort dasselbe: schlimmer Befund - aber keine Diagnose. Wir wollten ihn mit einer Bluttransfusion retten, doch Frosti ging es zu schlecht, er schaffte es nicht.
Wieder einmal sind wir in größter Trauer.
Dieses Bündel Elend wurde bei uns am Zaun angebunden.
Das uralte und fast völlig blinde Hundchen hatte nur noch vier Zähne, alles im Mäulchen war entzündet und er konnte nicht mehr fressen. So war beim Anfassen zu merken, dass unter seinem Fell nur noch Haut und Knochen vorhanden waren.
Unsere Tierärztin spritzte sofort Schmerzmittel und ein Langzeitantibiotikum. Sie befreite die verbliebenen Zähne von Zahnstein und säuberte das Schnäuzchen. Das kleine Hundchen fing an zu fressen und langte tüchtig zu. Wir atmeteten auf. Doch unsere Freude währte nur wenige Tage. Dann verweigerte das kleine Kerlchen wieder die Nahrung und konnte nicht mehr laufen. Unsere Tierärztin entschied sich deshalb für den Gnadenakt.
Wir sind so furchtbar traurig, dass wir nicht mehr helfen konnten.
Hemingway war ein wunderbarer Hund.
Er war extrem menschenbezogen. Es war immer ganz traurig für unsere Mitarbeiter und auch die ehrenamtlichen Gassigeher, wenn sie Hemingway nach dem Spaziergang zurück in sein Gehege bringen mussten, denn dort presste er seinen Kopf durch das Gitter und wollte die Stäbe am liebsten auseinanderbiegen, nur um wieder zu den Menschen zu kommen.
Als Nina Hagen uns besuchte, verstand sie sich sofort mit ihm. Da sich Nina Hagen wieder in Deutschland niederlassen will, träumten wir davon, dass auch Hemingway bei ihr einziehen dürfte.
Doch dazu wird es nicht mehr kommen.