Aufreger

Aufreger: Die Pfändung

PfändungAm 1. jeden Monats erhalten unsere Tierpfleger ihr Gehalt. Dafür laufen Daueraufträge.
Als vor ein paar Wochen die Gehälter nicht fristgerecht abgebucht wurden, wunderten wir uns.
Auch eine Abbuchung der Bank „Aufwandsersatz“ machte uns stutzig. Wir riefen bei der Bank an.
Die Antwort nahm uns den Atem.
Alle unsere Konten waren gesperrt.
Wir führen verschiedene Konten: für die laufenden Kosten des Tierheimes, für die Grundstücksverwaltung, Lastschrifteinzüge, usw., damit alles transparent und übersichtlicher für unsere Mitglieder ist.

Alle Konten waren dicht.


Hintergrund: Das Finanzamt wollte fast 30.000 Euro pfänden – in Worten: dreißigtausend Euro! Da auf allen Konten zusammen auch nicht annähernd so viel Geld war, konnte die Pfändung nicht ausgeführt werden. Also wurde alles gesperrt.
Wir waren fassungslos. Der Schreck war so gewaltig, dass unsere Gehirne buchstäblich abschalteten, und wir erst einmal gar keinen klaren Gedanken fassen konnten.

Unter Schweißausbrüchen überlegten wir dann, was zu tun sei. Einzige Möglichkeit in dem Moment: das Geld irgendwie auftreiben. Wir ließen alles stehen und liegen und wirbelten, um das Geld zu besorgen. Unser Tierheimleiter spurtete dann zur Bank, zahlte es ein, damit erst einmal die Konten wieder freigeschaltet werden konnten und alle Abbuchungen liefen, denn wenn andere Zahlungsverpflichtungen des Tierheimes wegen gesperrter Konten abgewiesen worden wären, hätten wir noch weitere Probleme an der Backe gehabt.
Die Pfändung wurde also bedient, dann die anderen Abbuchungen vorgenommen und die Konten wieder freigeschaltet.
Was hier in drei, vier Sätzen geschildert ist, dauerte in Echtzeit mehrere Tage, denn so etwas geht nicht innerhalb von ein paar Stunden zu regeln, sondern ist mit viel Aufwand, Zeit und Nerven verbunden.

Parallel versuchten wir, der Ursache auf die Spur zu kommen.

Ende vergangenen Jahres hatten wir einen Steuerbescheid über jene fast 30.000 Euro erhalten. Wir sollten Körperschaftsteuer in dieser Höhe zahlen. Wir gingen von einem Versehen aus, denn wir sind von dieser Steuer befreit und müssen sie nicht zahlen. Also legten wir fristgerecht Widerspruch ein. Da ein Widerspruch allein noch nichts nützt und man bei Finanzamtssachen trotzdem erst einmal zahlen muss, beantragten wir gleichzeitig die Aussetzung der Vollziehung.
Aus Erfahrung wissen wir, dass nicht alle Post bei Ämtern ankommt (bei uns übrigens auch umgekehrt die Post an uns nicht immer).
Also schicken wir unsere Briefe immer per Mail oder wie im hiesigen Fall per Fax, damit wir ein Protokoll haben.
Und da wir wissen, dass man dann trotzdem noch nicht auf der sicheren Seite ist, hatten wir beim Finanzamt angerufen, ob alles da sei. Nein, es sei nichts gekommen, hieß es damals im Dezember. Aber die Beamtin wollte noch mal suchen. Wir riefen wieder an. Ja, unser Widerspruch und der Antrag auf Aussetzung der Vollziehung hätten sich angefunden – alles fristgerecht.
Gut – wir machten ein Häkchen hinter den Vorgang.
Da wir jeden Tag noch ein paar andere Probleme zu lösen haben, fiel uns nicht auf, dass keine Aufhebung des Bescheides kam. Für unsere Gehirne war die Sache erledigt.
Ein Fehler – wie wir nun schmerzlich feststellen mussten.

Wir riefen aufgrund der Pfändung also erneut beim Finanzamt an. Die Bearbeiterin war in Urlaub.
Die Vertretung sah sich den Bescheid an und meinte, der sei natürlich falsch. Allerdings hätten wir Widerspruch einlegen müssen.
Na haben wir doch.
Aber wir hätten auch die Aussetzung der Vollziehung beantragen müssen.
Haben wir doch auch.
Es läge aber nichts vor.

Sie war bereit, sich einzuarbeiten und machte sich dankenswerterweise sofort daran.
Sie fand alles. Nach einer Woche erhielten wir das Geld zurück und einen aufgehobenen Bescheid.
Bis dahin haben wir uns die Seele aus dem Leib gezittert. Man ist kaum lebensfähig in solch einer Situation.

Wir sind nicht ärgerlich auf die Beamtin mit dem falschen Bescheid. Fehler passieren nun mal. Zugegeben, scharf sind wir auf solche Erfahrungen nicht und es hat uns auch viel zu viel Kraft gekostet. Aber wir sind so froh, dass die Vertretung sofort gehandelt hat und alles wieder bereinigt ist.
Gut, wir hätten eine kleine Entschuldigung schön gefunden und die Erstattung der Bankgebühren. Aber sei’s drum.
Wir wissen nur zu gut, wie sich ein übervoller Schreibtisch anfühlt und haben unsererseits dem Finanzamt schon großes Verständnis abverlangt, wenn wir mit unseren „Lieferpflichten“ in Verzug waren. Also kein Anlass für uns, den Mund aufzureißen.

Was uns eher umtreibt und warum wir die Geschichte überhaupt veröffentlichen, ist wieder einmal unser Bemühen, um Verständnis zu werben, wenn z.B. unser Tierheimleiter am Telefon kurz angebunden ist (kurz angebunden sein muss!), ein Rückruf ganz untergeht, eine Dankesmail für Fotos oder Spenden ausbleibt. Seien Sie versichert: Wir freuen uns über jeden Bericht Ehemaliger und sind mehr als dankbar für jede Sachspende und über-, überglücklich über jede Überweisung auf unserem Konto.

Viele werden sich vor dem Lesen unserer Aufreger-Geschichtchen gar nicht haben träumen lassen, was die Arbeit in einem Tierheim wirklich alles bedeuten kann.

Und dabei sind wir mit dem normalen täglichen Wahnsinn doch schon mehr als genug bedient:

Morgens: Von den frisch kastrierten Katzen hat eine über Nacht den Trichter abgekratzt und sich die OP-Naht aufgeknabbert. Eine Mitarbeiterin hat es zum Glück mitbekommen, aber es muss sofort jemand zum Tierarzt mit ihr, sonst kommen die Gedärme raus - und das wär’s dann gewesen.

Mittags: Der Paketdienst ist wieder abgefahren, ohne zu warten, dass ein Mitarbeiter ans Tor kommt. Wir müssen nach Bad Belzig zur Abholung; 12 km hin, 12 km zurück. Das muss warten.

Unser Tierheimleiter telefoniert hektisch: Es ist schon wieder ein ganzes Jahr um, ohne dass es einer richtig gemerkt hat - der TÜV beim LKW ist abgelaufen.

Nachmittags: Interessenten für eine Katze sind sauer, dass sie sie nicht sehen können. Die Katze ist erkrankt, sitzt in Quarantäne, dort darf keiner rein. Obwohl mit den Interessenten vereinbart war, dass sie erst anrufen sollen wie der Stand ist, bevor sie kommen, sind sie einfach losgefahren und machen uns nun Vorwürfe wegen der langen Anfahrt. Wir merken, dass sie absichtlich nicht angerufen haben, denn sie unterstellen mit spitzem Mund und noch spitzerem Text, dass es die Katze gar nicht mehr gibt. Gegen solch ein verschrobenes Denken ist man machtlos.

Die Sicherung der Waschmaschine ist rausgeflogen. Hoffentlich kein ernster Schaden. Wir werden uns morgen darum kümmern.

Abends: Irgendeiner hat nicht aufgepasst und ein Hund ist entwischt. Also alles stehen und liegen lassen und alle Mann auf zur Jagd. Feierabend Adieu!

Zu allem Überfluss mault Facebook: „Deine Leser warten. Du hast seit fünf Tagen nichts gepostet“.

Mannomann, Facebook, halt bloß die Klappe!

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Verlorenwasser 17
14806 Bad Belzig, OT Werbig

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