Aufreger

Aufreger: Wenn die Phantasie den Verstand ermordet

Hund im BettIn einer 1-Sterne-Bewertung bezeichnete eine Frau unser Tierheim als "grauenvoll".

Sie hatte sich bei uns für einen Hund interessiert für "drin und draußen" und auf ihr großes Grundstück verwiesen.

Die Besucherin schreibt in ihrer Bewertung: "Darauf sagte mir eine Pflegerin " das alles sind Hunde für Innen" und sie meinte alle Hunde und ein Pfleger äußerte sich, sie nehmen die Hunde alle mit nach Hause und die Hunde schlafen alle in den Betten der Pfleger!

Was machen die mit den Tieren....? So sieht Tiervermittlung aus? Wenn die ganzen Hunde nachts bei dem Pflegepersonal im Bett schläft, was sind das für große Betten?"

Die großen Betten waren zunächst in der Tat ein Problem, das wir lösen mussten. Aber wir hatten einen Hund an eine Tischlerei vermittelt und konnten dort Betten zum Sonderpreis anfertigen lassen. Was wir nicht bedacht hatten: die Betten waren so groß, dass sie nicht bei allen Tierpflegern in die Wohnungen passten. Drei unserer Mitarbeiter mussten deshalb umziehen. Eine weitere Mitarbeiterin wollte ihre Wohnung allerdings nicht aufgeben. Sie stellte verschiedene Sofas auf, die von den Hunden auch gut angenommen wurden.

Das größere Problem als die Betten waren allerdings die Transportmöglichkeiten, denn jeder Mitarbeiter muss im Durchschnitt 15 Hunde mitnehmen. Wir haben vier große Transporter und einen alten Bus gekauft. Ein Mitarbeiter, der keinen Führerschein hat und immer mit dem Fahrrad kommt, erhält die Unterstützung eines Ehrenamtlers, der einen eigenen Transporter besitzt und abends die Hunde bringt und morgens wieder bei unserem Mitarbeiter abholt.

Anfangs ging noch einiges durcheinander, denn unsere Mitarbeiter arbeiten ja nur fünf Tage pro Woche, so dass an den dienstfreien Tagen andere Mitarbeiter die Hunde mitnehmen müssen. Inzwischen hat sich das aber gut eingespielt und auch die Hunde freuen sich, wenn sie immer mal woanders mitdürfen, denn jeder Tierpfleger gibt natürlich seinen Ehrgeiz daran, seine Kollegen zu übertreffen und alle Tiere zu verwöhnen. So gibt es abends vor dem zu Bett gehen immer die feinsten Leckerli.

Geschätzte Leserin, geschätzter Leser,

wir hoffen, wir haben Sie jetzt nicht völlig in die Irre geführt und Sie haben keinen unserer schwachsinnigen Sätze geglaubt, sondern laut gelacht oder kräftig mit dem Kopf geschüttelt und sich gefragt, was mit uns denn los sei. Es war nur der weitergesponnene Gedanke dieser Besucherin über die praktischen Folgen in ihrer seltsamen Bewertung.

Als wir diese Bewertung lasen, sind uns die Tränen gekullert vor Lachen. Wer kommt denn auf sowas? Es kann doch gar nicht sein, dass man so einen Unsinn tatsächlich glaubt, selbst wenn man so einen Satz gehört hat. Da muss einem doch der Gedanke kommen, dass  irgendwo ein Missverständnis existieren muss.

Der Besucherin kam der Gedanke offensichtlich nicht. Aber wir überlegten, wie so etwas zustande kommen kann. Eine Tierpflegerin glaubte sich zu erinnern, dass an dem Tag Gassigänger da waren, die etwa zur selben Zeit wie die Besucherin das Gelände verließen und möglicherweise mit der Frau gesprochen hatten.

Wir riefen die Gassigänger an. Ja, sie hatten sich beim Gehen auf dem Weg mit einer Frau unterhalten. Sie hatten ihre eigenen vier Hunde dabei. Die Frau hatte sie gefragt, wo die denn schlafen würden. Wahrheitsgemäß hatten sie gesagt: "in unseren Betten".

Nun hätte die Frau ja fragen können, ob es sich um Tierheimmitarbeiter handelte. Doch das hatte sie längst selbst festgelegt. Vielleicht konnte sie sich nicht vorstellen, dass jemand so viele Hunde hat, vielleicht hatten die Leute eine Jacke oder ein T-Shirt mit einem Logo von uns an - oder wie auch immer. Viele laufen mit einem Shirt von uns rum. Etliche haben unser Logo auf ihrem Auto und machen Werbung für uns. Deswegen gehört uns aber noch lange nicht das Auto. Und nicht jeder, der sich ein Manuel-Neuer-Shirt klöppelt, steht bei der WM im Tor.

Es ist das menschliche Gehirn, das diese Verbindungen herstellt. Und wenn man das nicht hinterfragt, kommt es eben zu so unsinnigen Annahmen.

Die meisten hätten wahrscheinlich ungläubig Bauklötzer gestaunt über die Aussage der Gassigänger und einfach nachgefragt. Aber wenn man grad so schön wütend ist auf das Tierheim, ohne echte Argumente dafür vorweisen zu können, dann kommt einem jede noch so absurde Vorstellung gerade recht, um diesem "grauenvollen" Tierheim mal eins reinzuwürgen ohne zu bemerken, dass man sich selbst ins Abseits manövriert hat.

Es hat zwar überhaupt nichts mit Tierschutz zu tun, passt aber gut zum Thema. Aktuell geht grad eine Meldung durch die Medien, in der es heißt: "Wie schnell Menschen Schlüsse ziehen: 'Die Leute sehen, was sie sehen wollen'."

Auch hier geht es darum, was dabei herauskommt, wenn die eigene Wut die Phantasie beflügelt und den Verstand ermordet. 

http://www.stern.de/digital/online/facebook--norwegische-faschisten-halten-leere-bussitze-fuer-terroristen-in-burkas-7563304.html

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